YouTube hat im Juni 2025 eine neue, KI-gestützte Suchfunktion angekündigt, die den Umgang mit Videoinhalten auf der Plattform grundlegend verändern dürfte. Die Funktion basiert auf Googles Gemini-KI und soll Nutzern ermöglichen, nicht mehr nur nach einzelnen Begriffen zu suchen, sondern komplexe Fragen oder Anforderungen als sogenannte Prompts einzugeben. Die KI analysiert diese Anfragen, durchsucht die Plattform nach passenden Videos und bereitet die darin enthaltenen Informationen strukturiert auf – inklusive relevanter Videoausschnitte zur Illustration.
Im Unterschied zur bisherigen Suchlogik, bei der einzelne Videos als Treffer gelistet wurden, steht künftig die Zusammenfassung und Kontextualisierung der Inhalte im Vordergrund. Nutzer erhalten Antworten auf ihre Fragen in Textform, ergänzt durch passende Ausschnitte aus mehreren Videos. Dies erinnert an die Entwicklung der Google-Websuche, bei der KI-generierte Übersichten und direkte Antworten zunehmend die klassische Ergebnisliste ablösen.
Das neue Suchsystem wird zunächst in den USA ausgerollt und ist vorerst Premium-Abonnenten vorbehalten. Zum Start konzentriert sich YouTube auf die Bereiche Shopping, Reisen und Freizeitaktivitäten. Die Auswahl dieser Themenbereiche deutet darauf hin, dass die KI-Suche vor allem dort getestet wird, wo schnelle und präzise Informationsbeschaffung gefragt ist. Die Plattformbetreiber rechnen offenbar mit einer gewissen Umstellung für Nutzer und Content-Produzenten, da diese neue Form der Suche sowohl Chancen als auch Herausforderungen birgt.
Für Unternehmen und Marketer eröffnet die KI-Suche neue Möglichkeiten der Sichtbarkeit und Interaktion. Marken können ihre Inhalte gezielter aufbereiten, da die KI relevante Passagen extrahiert und Nutzern direkt präsentiert. Dies könnte dazu führen, dass sich die Anforderungen an die Videoproduktion verändern – etwa durch stärkere inhaltliche Strukturierung oder gezielte Platzierung von Kernbotschaften. Gleichzeitig bietet die KI-gestützte Suche Potenzial für personalisierte Empfehlungen und eine präzisere Ansprache von Zielgruppen, was insbesondere für Werbetreibende und Marken von Interesse ist.
Für die Creator-Community stellt die Entwicklung jedoch eine Zäsur dar. Während bisher die Aufrufzahlen einzelner Videos maßgeblich für Reichweite und Monetarisierung waren, könnten künftig die reinen Informationslieferungen in den Vordergrund rücken. Die Gefahr besteht, dass Nutzer die Plattform weniger zum Konsum ganzer Videos nutzen, sondern sich gezielt nur die von der KI extrahierten Inhalte anzeigen lassen. Dies könnte Auswirkungen auf Werbeeinnahmen und die Sichtbarkeit einzelner Kanäle haben. Erste Stimmen aus der Community sehen darin eine Verschiebung der Wertschöpfung zugunsten der Plattformbetreiber.
Technologisch betrachtet setzt YouTube damit einen Trend fort, der sich bereits in anderen Google-Produkten abzeichnet: KI wird nicht mehr nur zur Optimierung von Empfehlungen oder Werbekampagnen eingesetzt, sondern übernimmt zunehmend eine vermittelnde Rolle zwischen Nutzeranfrage und Content. Die Plattform entwickelt sich so von einer reinen Videobibliothek hin zu einem interaktiven Informationssystem, das Inhalte dynamisch aggregiert und präsentiert.
Für Unternehmen und IT-Interessierte bleibt abzuwarten, wie sich die neue Suchfunktion auf Nutzerverhalten, Content-Strategien und Monetarisierungsmodelle auswirkt. Klar ist: Der Einsatz von KI in der Suche markiert einen weiteren Schritt in der Transformation digitaler Plattformen und stellt etablierte Geschäftsmodelle auf die Probe. Unternehmen, die frühzeitig auf die veränderten Rahmenbedingungen reagieren, könnten sich Wettbewerbsvorteile sichern – sei es durch gezieltere Content-Produktion, innovative Werbeformate oder neue Formen der Nutzerinteraktion.
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