Intel ist ein Name, der untrennbar mit der Entwicklung der modernen Computertechnologie verbunden ist. Seit seiner Gründung im Jahr 1968 hat das Unternehmen die IT-Branche maßgeblich geprägt und sich als einer der größten Halbleiterhersteller der Welt etabliert. Von den Anfängen im Silicon Valley bis hin zu aktuellen Herausforderungen in einem zunehmend kompetitiven Markt – Intel steht für Innovation, aber auch für Anpassungsschwierigkeiten in einer sich wandelnden Technologiewelt.
Die Gründung und die Anfänge
Intel wurde am 18. Juli 1968 von Gordon Moore und Robert Noyce gegründet, zwei Pionieren der Halbleiterindustrie, die zuvor bei Fairchild Semiconductor tätig waren. Der Name „Intel“ steht für „Integrated Electronics“ und spiegelt das ursprüngliche Ziel des Unternehmens wider: die Entwicklung und Produktion integrierter Schaltkreise für die Industrie. Beide Gründer brachten nicht nur technisches Know-how, sondern auch unternehmerische Weitsicht mit. Unterstützt wurden sie von Arthur Rock, einem Investor, der innerhalb weniger Stunden das Startkapital von 2,3 Millionen US-Dollar organisierte. Anders als viele andere Start-ups der damaligen Zeit war Intel kein Garagenprojekt, sondern von Anfang an professionell aufgestellt.
Gordon Moore, bekannt für das nach ihm benannte „Mooresche Gesetz“, hatte bereits 1965 vorhergesagt, dass sich die Anzahl der Transistoren auf einem Chip etwa alle zwei Jahre verdoppeln würde. Diese Prognose prägte nicht nur Intels Entwicklung, sondern die gesamte Halbleiterindustrie. Robert Noyce wiederum gilt als Miterfinder des integrierten Schaltkreises, eine Innovation, die die Grundlage für moderne Computer legte. Kurz nach der Gründung stieß Andy Grove als dritter Mitarbeiter hinzu, der später als CEO Intels Unternehmenskultur und Wachstum entscheidend prägte. Sein Motto „Only the paranoid survive“ wurde zum Leitgedanken des Unternehmens und spiegelt die kompromisslose Wettbewerbsmentalität wider.
In den ersten Jahren konzentrierte sich Intel auf Speicherchips, insbesondere DRAM (Dynamic Random-Access Memory) und SRAM (Static Random-Access Memory). 1969 brachte das Unternehmen den Intel 3101 auf den Markt, einen 64-Bit-Speicherchip. Der große Durchbruch kam jedoch 1971 mit dem Intel 4004, dem ersten kommerziell verfügbaren Mikroprozessor der Welt. Dieser 4-Bit-Prozessor, ursprünglich für einen Taschenrechner der Firma Busicom entwickelt, markierte den Beginn einer neuen Ära in der Computertechnologie.
Wichtige Meilensteine in Intels Geschichte
Die 1970er Jahre waren für Intel eine Zeit rapiden Wachstums. Der Intel 4004 wurde schnell von leistungsfähigeren Prozessoren wie dem 8008 (1972) und dem 8080 (1974) abgelöst, die in frühen Computern und Terminals Verwendung fanden. 1971 stellte Intel zudem das erste EPROM (Erasable Programmable Read-Only Memory) vor, entwickelt von Dov Frohman. Dieses löschbare Speichermedium war ein großer Erfolg, da Intel lange Zeit der einzige Hersteller war, der EPROMs in großen Stückzahlen produzieren konnte.
In den 1980er Jahren vollzog Intel einen strategischen Wandel. Angesichts wachsender Konkurrenz durch japanische Halbleiterhersteller, die den DRAM-Markt dominierten, entschied sich das Unternehmen unter der Führung von Andy Grove, den Fokus auf Mikroprozessoren zu verlagern. Diese Entscheidung war ein Wendepunkt: 1981 wählte IBM den Intel 8086 für seinen ersten Personal Computer (PC), was Intel zum bevorzugten Lieferanten für PC-Prozessoren machte. Der Erfolg des IBM-PC führte dazu, dass Intel-Prozessoren zum Industriestandard wurden.
Die 1990er Jahre waren Intels goldene Ära. Die Partnerschaft mit Microsoft, oft als „Wintel“-Allianz bezeichnet, dominierte den PC-Markt. Mit Prozessoren wie dem Intel 386, 486 und später der Pentium-Serie setzte Intel Maßstäbe in Leistung und Architektur. 1991 wurde Intel zum weltweit größten Halbleiterhersteller, und die Marketingkampagne „Intel Inside“ machte die Marke auch für Endkunden sichtbar. In dieser Zeit erreichte Intel einen Marktanteil von rund 90 Prozent bei PC-Mikroprozessoren.
Herausforderungen und Wandel
Trotz dieser Erfolge stand Intel in den 2000er Jahren vor neuen Herausforderungen. Der Aufstieg von Smartphones und mobilen Geräten veränderte die IT-Landschaft grundlegend. Während Intel mit Prozessoren wie der Core-Serie (2006 eingeführt) im PC- und Servermarkt weiterhin stark blieb, verpasste das Unternehmen den Einstieg in den Mobilfunkmarkt. Strategische Fehlentscheidungen, wie die Ablehnung einer Partnerschaft mit Apple für iPhone-Chips, führten dazu, dass Intel in diesem Bereich den Anschluss verlor. Konkurrenten wie Qualcomm und ARM-basierte Designs dominierten den Smartphone-Markt.
Unter der Leitung von Paul Otellini (2005–2013), dem ersten nicht-technischen CEO, setzte Intel auf aggressive Geschäftspraktiken, die zwar kurzfristig den Marktanteil sicherten, aber langfristig die Innovationskraft schwächten. Sein Nachfolger Brian Krzanich (2013–2018) stand vor der Herausforderung, Intels Produktionsprozesse (insbesondere den 10-nm-Knoten) zu modernisieren, was aufgrund technischer Schwierigkeiten scheiterte. Diese Rückschläge führten dazu, dass Intel seine Technologieführerschaft an TSMC abgeben musste, den weltweit führenden Auftragsfertiger.
Seit 2021 leitete Pat Gelsinger, ein langjähriger Intel-Manager mit technischem Hintergrund, das Unternehmen. Gelsinger verfolgte eine ambitionierte Strategie, um Intel wieder an die Spitze zu bringen. Dazu gehörte der Ausbau des Foundry-Geschäfts, also der Produktion von Chips für Dritte, sowie massive Investitionen in neue Fertigungsstätten, etwa in Magdeburg, Deutschland. Trotz dieser Bemühungen stand Intel 2024 vor finanziellen und strategischen Herausforderungen, darunter ein Umsatzrückgang und Verluste in der Foundry-Sparte. Gelsingers Rücktritt im Dezember 2024 markierte einen erneuten Wendepunkt, und das Unternehmen steht nun vor der Aufgabe, seine Strategie unter neuer Führung anzupassen.
Aktuelle Situation
Im Jahr 2025 befindet sich Intel in einer schwierigen Phase. Mit einem Umsatz von 54,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 und einer Marktkapitalisierung von etwa 90 Milliarden US-Dollar (Stand: 2024) bleibt Intel ein Schwergewicht in der Halbleiterindustrie, hat aber an Boden verloren. Der Marktanteil bei x86-Prozessoren liegt zwar weiterhin bei 68,4 Prozent (2023), doch die Konkurrenz durch AMD, Nvidia und ARM-basierte Designs wächst. Insbesondere Nvidia hat durch den Boom generativer KI eine dominante Position eingenommen.
Intels Aktienkurs hat in den letzten Jahren stark geschwankt, mit einem Rückgang von über 50 Prozent im Jahr 2024. Die Foundry-Sparte, ein zentraler Bestandteil von Gelsingers Strategie, verzeichnete 2023 einen operativen Verlust von 2,55 Milliarden US-Dollar. Dennoch gibt es positive Entwicklungen: Intel sicherte sich einen milliardenschweren Vertrag mit Amazon Web Services zur Produktion von KI-Beschleunigerchips und erhält Unterstützung durch den US-amerikanischen CHIPS Act sowie den European Chips Act, der unter anderem die geplante Fabrik in Magdeburg fördert.
Die Eigentümerstruktur zeigt eine breite Streuung: 83,47 Prozent der Anteile befinden sich im Streubesitz, während institutionelle Investoren wie The Vanguard Group (8,43 Prozent) und BlackRock (8,10 Prozent) bedeutende Anteile halten. Gordon Moore hielt bis zu seinem Tod im Jahr 2023 noch 4,18 Prozent des Unternehmens.
Wichtige Produkte
Intels Produktportfolio ist vielfältig und umfasst weit mehr als nur Mikroprozessoren. Zu den zentralen Produkten gehören:
- Prozessoren und Mikroprozessoren: Die Core-Serie (z. B. Core i3, i5, i7, i9) und Xeon-Prozessoren sind für PCs, Workstations und Server optimiert. Die 2024 eingeführte Core Ultra Series 2 („Arrow Lake“) markiert einen Schritt hin zu disaggregierten Designs, die mehrere Chiplets kombinieren.
- Chipsätze und Motherboards: Intel stellt Chipsätze wie die Intel ICH- und GMA-Serien her, die für die Kommunikation zwischen Prozessor, Speicher und Peripheriegeräten entscheidend sind.
- Netzwerktechnologien: Intel bietet Ethernet-Controller, WLAN- und 5G-Module an, die in der Vernetzung von Geräten eine Schlüsselrolle spielen.
- Grafiklösungen: Mit integrierten Grafiklösungen (IGPs) und der Arc-GPU-Serie versucht Intel, im Grafikmarkt Fuß zu fassen, bleibt jedoch hinter Nvidia und AMD zurück.
- Speicherlösungen: Intel produziert SSDs mit Flash-Speicher und entwickelte früher DRAM- und EPROM-Chips.
- KI-Beschleuniger: Die Gaudi-Serie (z. B. Gaudi 3) ist speziell für maschinelles Lernen und KI-Workloads ausgelegt und wird teilweise in Zusammenarbeit mit TSMC produziert.
Intels Rolle in der Künstlichen Intelligenz
Künstliche Intelligenz ist ein zentrales Thema für Intel, auch wenn das Unternehmen hier im Schatten von Nvidia steht. Intel verfolgt eine umfassende Strategie, um KI in verschiedenen Bereichen zu integrieren, vom Rechenzentrum bis zum Edge Computing. Die Gaudi-Beschleuniger sind auf KI-Workloads wie Deep Learning optimiert und konkurrieren mit Nvidias GPUs. Intel setzt zudem auf offene Standards und Softwarelösungen wie das OpenVINO-Toolkit, das Entwicklern hilft, KI-Modelle auf Intel-Hardware zu optimieren.
Ein Beispiel für Intels KI-Engagement ist die Zusammenarbeit mit Amazon Web Services, bei der Intel KI-Chips auf Basis seines 18A-Prozesses produziert. Auch die Xeon-Prozessoren sind für KI-Anwendungen in Rechenzentren optimiert und bieten Funktionen wie hardwarebasierte Beschleunigung für maschinelles Lernen. Mit der Core Ultra Series 2 adressiert Intel zudem KI-PCs, die lokal KI-Workloads wie Sprach- oder Bildverarbeitung ausführen können.
Trotz dieser Bemühungen steht Intel vor Herausforderungen. Nvidia hat mit seiner CUDA-Plattform und seinen GPUs eine dominante Stellung im KI-Markt, während Google mit seinen TPUs ebenfalls Marktanteile gewinnt. Intels Strategie, auf eine Kombination aus Hardware und Software zu setzen, könnte langfristig Vorteile bringen, erfordert jedoch Zeit und Investitionen.
Intel hat die IT-Welt über Jahrzehnte hinweg geprägt, von der Erfindung des Mikroprozessors bis zur Dominanz im PC-Markt. Die Gründer Gordon Moore, Robert Noyce und Andy Grove legten den Grundstein für ein Unternehmen, das Synonym für Innovation und Leistung war. Doch die verpassten Chancen im Mobilfunkmarkt und die aktuellen Herausforderungen im KI-Boom zeigen, dass Intel sich in einer Phase der Neuorientierung befindet.
Für IT- und KI-Interessierte sowie Unternehmer bietet Intel nach wie vor spannende Perspektiven. Die Investitionen in das Foundry-Geschäft, die Partnerschaften mit großen Playern wie AWS und die Fokussierung auf KI könnten Intel wieder in die Spitzengruppe führen. Gleichzeitig bleibt die Frage, wie das Unternehmen mit der starken Konkurrenz und internen Herausforderungen umgehen wird. Intels Geschichte ist eine von Anpassung und Wandel – und die nächsten Jahre werden zeigen, ob der Chipgigant seine frühere Stärke zurückgewinnen kann.
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