Advanced Micro Devices, besser bekannt als AMD, ist ein Name, der in der IT-Welt für Innovation und Wettbewerb steht. Seit seiner Gründung 1969 hat sich das Unternehmen von einem kleinen Startup im Silicon Valley zu einem der führenden Anbieter von Prozessoren, Grafikkarten und KI-fähigen Lösungen entwickelt.
Die Anfänge: Gründung und erste Schritte
Am 1. Mai 1969 wurde AMD in Sunnyvale, Kalifornien, gegründet. Die treibende Kraft hinter der Unternehmensgründung war Jerry Sanders III, ein ehemaliger Marketing- und Vertriebsleiter bei Fairchild Semiconductor. Zusammen mit sieben weiteren Kollegen – Edwin „Ed“ Turney, John Carey, Sven Simonsen, Jack Gifford, Frank Botte, Jim Giles und Larry Stenger – startete Sanders das Unternehmen unter dem Namen „Sanders Association“. Fairchild Semiconductor war damals ein zentraler Akteur im Silicon Valley, und viele der AMD-Gründer brachten wertvolle Erfahrungen aus diesem Umfeld mit.
Das Startkapital von etwa 1,5 Millionen US-Dollar wurde durch Investoren bereitgestellt, darunter Robert Noyce, Mitgründer von Intel. Diese Verbindung zu Intel ist bemerkenswert, da sich die beiden Unternehmen später zu erbitterten Konkurrenten entwickeln sollten. In den frühen Jahren konzentrierte sich AMD auf die Produktion von Speicherchips und logischen Schaltkreisen, die vor allem in der Industrie und im Militär Anwendung fanden. Bereits 1970 brachte AMD mit dem Am2501, einem digitalen Zähler, sein erstes eigenständiges Produkt auf den Markt.
Die 1970er Jahre waren für AMD eine Zeit des Wachstums. 1973 wurde die erste Produktionsstätte außerhalb der USA in Penang, Malaysia, eröffnet, und 1975 stieg das Unternehmen in die Herstellung von Mikroprozessoren ein. Ein Meilenstein war 1979, als AMD an die Börse ging und eine Lizenz von Intel erhielt, um die Prozessoren 8086 und 8088 zu produzieren. Diese Lizenz war entscheidend, da IBM für seinen ersten PC, den IBM-PC, eine zweite Bezugsquelle für Prozessoren verlangte.
Herausforderungen und Durchbrüche: Die 1980er und 1990er Jahre
In den 1980er Jahren begann AMD, sich von einem Lizenznehmer zu einem eigenständigen Entwickler zu wandeln. Ein Streit mit Intel über Lizenzrechte führte zu einem langwierigen Rechtsstreit, der 1990 zugunsten von AMD entschieden wurde. Dies ermöglichte es AMD, eigene Prozessoren zu entwickeln, die mit Intel-Architekturen kompatibel waren. 1991 brachte AMD mit dem Am386DX einen Klon des Intel 386-Prozessors auf den Markt, der das Intel-Monopol im x86-Markt brach.
Der entscheidende Durchbruch gelang 1996 mit der Übernahme des Prozessorherstellers NexGen, dessen Technologie die Grundlage für den AMD K6 bildete. 1999 folgte der Athlon-Prozessor (K7), der Intel erstmals in puncto Leistung und Taktfrequenz übertraf – ein historischer Moment, da der Athlon als erster Prozessor die Marke von 1 GHz durchbrach. Der Athlon machte AMD zu einer ernsthaften Alternative zu Intel und etablierte das Unternehmen im Consumer-Markt.
Wichtige Persönlichkeiten: Von Sanders bis Su
Jerry Sanders III prägte AMD über drei Jahrzehnte als CEO bis 2002. Seine charismatische Führung und sein Gespür für Marktchancen machten AMD zu einem ernstzunehmenden Akteur. Nach Sanders übernahm Héctor Ruiz die Leitung, unter dessen Führung AMD die 64-Bit-Architektur einführte – ein technologischer Sprung, der Intel zwang, AMDs x86-64-Technologie zu lizenzieren. Ruiz leitete auch die Übernahme von ATI Technologies im Jahr 2006, die AMD Zugang zu Grafikprozessoren (GPUs) verschaffte.
Nach einer schwierigen Phase mit finanziellen Herausforderungen und mehreren Führungswechseln übernahm 2014 Lisa Su die Rolle der CEO. Su, eine promovierte Elektroingenieurin mit Erfahrung bei IBM und Freescale Semiconductor, gilt heute als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Tech-Branche. Unter ihrer Leitung erlebte AMD eine Renaissance, getrieben durch die erfolgreiche Ryzen-Prozessorreihe und strategische Übernahmen wie Xilinx. Zusammen mit Führungskräften wie Mark Papermaster (CTO) und Jean Hu (CFO) hat Su AMD in eine neue Ära geführt.
Strategische Wendepunkte: Übernahmen und Restrukturierungen
Die Übernahme von ATI Technologies im Jahr 2006 für 5,4 Milliarden US-Dollar war ein Wendepunkt. Sie ermöglichte AMD, CPUs und GPUs unter einem Dach anzubieten, was die Entwicklung von Accelerated Processing Units (APUs) förderte. APUs kombinieren CPU und GPU auf einem Chip und sind besonders für Gaming und Multimedia geeignet. Die Übernahme war jedoch finanziell belastend und führte zu einer schwierigen Phase in den späten 2000er Jahren.
2009 gliedete AMD seine Fertigungsstätten in das Unternehmen GlobalFoundries aus, um sich als „fabless“-Unternehmen auf Design und Entwicklung zu konzentrieren. Dieser Schritt reduzierte die Kapitalkosten, machte AMD aber abhängig von externen Fertigungspartnern wie TSMC. 2012 übernahm AMD den Microserver-Spezialisten SeaMicro, um seine Position im Servermarkt zu stärken, und 2022 folgte die 50-Milliarden-Dollar-Übernahme von Xilinx, einem führenden Anbieter von Field Programmable Gate Arrays (FPGAs). Diese Akquisition erweiterte AMDs Portfolio um adaptive Computing-Lösungen, die in Rechenzentren und KI-Anwendungen zunehmend gefragt sind.
Aktuelle Situation: Marktposition und Finanzen
Im Jahr 2023 erzielte AMD einen Umsatz von 22,7 Milliarden US-Dollar und beschäftigte weltweit rund 26.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist seit 2017 im S&P 500 gelistet und notiert seit 2015 an der NASDAQ. Große institutionelle Investoren wie The Vanguard Group (ca. 8,12 %) und BlackRock halten bedeutende Anteile, was die breite Unterstützung durch den Kapitalmarkt zeigt.
AMD ist nach Intel der zweitgrößte Hersteller von x86-Prozessoren und konkurriert im GPU-Markt mit Nvidia. Besonders im Rechenzentrumssegment hat AMD in den letzten Jahren Marktanteile gewonnen, vor allem durch die Epyc-Prozessoren, die gegenüber Intels Xeon-Prozessoren oft eine höhere Kernzahl und bessere Energieeffizienz bieten. Die Ryzen-Prozessoren sind bei Gamern und Content-Creators beliebt, während die Radeon-GPUs eine kostengünstige Alternative zu Nvidias Angeboten darstellen.
Trotz dieser Erfolge steht AMD vor Herausforderungen. Die Abhängigkeit von TSMC als Fertigungspartner birgt Risiken, insbesondere in Zeiten geopolitischer Spannungen. Zudem ist der Wettbewerb mit Nvidia im KI-Markt intensiv, wo Nvidia mit seinen GPUs derzeit die Nase vorn hat. Dennoch hat AMD durch strategische Investitionen und Partnerschaften an Boden gewonnen.
Produkte: Das Herzstück von AMD
AMDs Produktportfolio umfasst CPUs, GPUs, FPGAs und System-on-Chip-Lösungen (SoCs), die in verschiedenen Märkten eingesetzt werden. Hier ein Überblick über die wichtigsten Produktlinien:
Ryzen: Die Ryzen-Prozessoren für Desktops und Laptops sind seit ihrer Einführung 2017 ein Erfolg. Basierend auf der Zen-Architektur bieten sie hohe Leistung zu wettbewerbsfähigen Preisen. Modelle wie der Ryzen 9 9950X mit 16 Kernen sind bei Gamern und Professionals beliebt.
Epyc: Diese Serverprozessoren konkurrieren mit Intels Xeon-Reihe. Der Epyc 9965 mit bis zu 196 Kernen ist für Rechenzentren optimiert und bietet hohe Skalierbarkeit.
Radeon: AMDs GPUs sind für Gaming, Multimedia und professionelle Anwendungen konzipiert. Die Radeon RX-Serie ist eine Alternative zu Nvidias GeForce-Produkten.
Instinct: Die Instinct-GPUs richten sich an Rechenzentren und HPC-Anwendungen (High-Performance Computing). Sie sind zunehmend für KI-Workloads relevant, etwa für maschinelles Lernen.
Versal und FPGA-Lösungen: Durch die Xilinx-Übernahme bietet AMD adaptive SoCs und FPGAs, die in KI-Inferenz, Telekommunikation und Automobiltechnik eingesetzt werden.
Pensando DPUs: Diese Data Processing Units optimieren Netzwerk- und Speicherleistung in Rechenzentren.
AMD setzt auf offene Standards und Software-Ökosysteme wie ROCm, um Entwicklern den Zugang zu seinen Plattformen zu erleichtern. Dies ist besonders im KI-Bereich wichtig, wo Nvidia mit CUDA ein starkes proprietäres Ökosystem aufgebaut hat.
AMD und Künstliche Intelligenz: Ein wachsender Fokus
Künstliche Intelligenz ist ein zentrales Wachstumsfeld für AMD. Das Unternehmen positioniert sich als Anbieter von End-to-End-Lösungen für KI, die CPUs, GPUs und adaptive SoCs umfassen. Besonders die Instinct-GPUs wie der MI355X, der auf einem 3-nm-TSMC-Prozess basiert, zielen auf KI-Workloads in Rechenzentren ab. Mit 288 GB HBM3e-Speicher bietet der MI355X eine hohe Bandbreite, die für das Training und die Inferenz großer KI-Modelle entscheidend ist.
Im Juli 2024 übernahm AMD das finnische KI-Startup Silo AI für 665 Millionen US-Dollar, um seine Software-Kompetenzen zu stärken. Silo AI bringt Expertise in der Optimierung von KI-Modellen ein, was AMDs Position im Wettbewerb mit Nvidia stärken soll. Zudem arbeitet AMD mit Partnern wie Microsoft, Google und Amazon zusammen, um seine Hardware in Cloud- und KI-Plattformen zu integrieren.
Ein Beispiel für AMDs KI-Engagement ist die Partnerschaft mit Applied AI, die darauf abzielt, KI-Anwendungen in der deutschen Industrie zu fördern. AMDs Fokus auf offene Standards und Energieeffizienz macht seine Lösungen attraktiv für Unternehmen, die nachhaltige KI-Infrastrukturen aufbauen wollen. Dennoch bleibt Nvidia der Marktführer, und AMD muss weiter in Software und Ökosysteme investieren, um aufzuholen.
Ausblick: AMDs Rolle in der Zukunft
AMD steht heute stärker da als je zuvor, doch der Weg nach vorn ist anspruchsvoll. Das Unternehmen muss die Balance zwischen Innovation, Kostenmanagement und geopolitischen Risiken finden. Die wachsende Nachfrage nach KI-Lösungen bietet Chancen, aber der Wettbewerb mit Nvidia und Intel bleibt intensiv. Mit Lisa Su an der Spitze und einem klaren Fokus auf Rechenzentren, Gaming und KI ist AMD gut positioniert, um weiter zu wachsen.
Für IT-Interessierte und Unternehmer bietet AMD ein faszinierendes Beispiel für Resilienz und strategische Anpassung. Ob als Investor, Entwickler oder Technologiebegeisterter – AMD bleibt ein Unternehmen, das die Zukunft des Computing mitgestaltet. Wer sich für die Schnittstelle von Hardware, Software und KI interessiert, sollte die Entwicklungen bei AMD genau im Blick behalten.
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