SAP

SAP SE, ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich Unternehmenssoftware, hat seit seiner Gründung 1972 die Art und Weise, wie Organisationen ihre Geschäftsprozesse steuern, grundlegend verändert. Mit Hauptsitz in Walldorf, Deutschland, ist SAP der größte Anbieter von ERP-Software (Enterprise Resource Planning) und eines der wertvollsten Unternehmen Europas.


Die Geschichte von SAP

SAP wurde am 1. April 1972 von fünf ehemaligen IBM-Mitarbeitern gegründet: Dietmar Hopp, Hasso Plattner, Claus Wellenreuther, Klaus Tschira und Hans-Werner Hector. Der Name SAP stand zunächst für „Systemanalyse und Programmentwicklung“, wurde später aber in „Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung“ umgedeutet. Die Gründer hatten das Ziel, eine Standardsoftware zu entwickeln, die Geschäftsprozesse integriert und Daten in Echtzeit verarbeitet – ein Konzept, das in den frühen 1970er Jahren bahnbrechend war.

Das Unternehmen startete in Weinheim, Deutschland, mit einem kleinen Team und einem einzigen Kunden, der deutschen Niederlassung von Imperial Chemical Industries (ICI). Die erste Software, SAP R/1, war ein Finanzbuchhaltungssystem, das auf Großrechnern lief und Daten in Echtzeit verarbeitete, im Gegensatz zur damals üblichen Lochkartenverarbeitung. Dieser Ansatz war ein Meilenstein und legte den Grundstein für SAPs Wachstum. 1973 zog das Unternehmen nach Walldorf, wo es bis heute seinen Sitz hat, und entwickelte das RF-Finanzbuchhaltungssystem, das erste kommerzielle Produkt.

In den 1970er Jahren erweiterte SAP sein Angebot schrittweise. 1979 erschien SAP R/2, ein erweitertes System, das auf verschiedenen Hardware-Plattformen lief und Module wie Materialwirtschaft und Produktionsmanagement integrierte. In den 1980er Jahren begann SAP mit der Internationalisierung, eröffnete Niederlassungen in Österreich (1982) und Frankreich (1978) und fügte Module wie Personalwesen (RP) und Produktionsplanung (RM-PPS) hinzu. 1988 ging SAP an die Börse, zunächst an den Börsen in Frankfurt und Stuttgart, gefolgt von der New Yorker Börse (NYSE) 1998, was den globalen Einfluss des Unternehmens unterstrich.

Ein entscheidender Wendepunkt kam 1992 mit der Einführung von SAP R/3. Dieses System nutzte eine Client-Server-Architektur und bot Module wie Finanzwesen (FI), Controlling (CO), Materialwirtschaft (MM) und Vertrieb (SD). SAP R/3 wurde schnell zum Standard für Unternehmenssoftware und festigte SAPs Position als Marktführer. In den späten 1990er Jahren setzte SAP auf das Internet und die neue Ökonomie mit der Einführung von mySAP.com (1999), einer Plattform, die Unternehmen ermöglichte, ihre Prozesse über das Internet zu vernetzen.

Die 2000er Jahre waren von Expansion und Akquisitionen geprägt. SAP übernahm Unternehmen wie Business Objects (2008), Sybase (2010), Ariba (2012), SuccessFactors (2012) und Concur (2014), um sein Portfolio zu erweitern und in neue Märkte wie Cloud-Computing und mobile Technologien einzusteigen. 2011 führte SAP die In-Memory-Datenbank SAP HANA ein, die Datenanalysen in Sekundenschnelle ermöglichte – ein Prozess, der zuvor Tage oder Wochen gedauert hatte. 2015 folgte SAP S/4HANA, die nächste Generation der ERP-Software, die vollständig auf SAP HANA basiert und eine moderne Benutzeroberfläche (Fiori) bietet. Diese Innovationen positionierten SAP als Vorreiter in der digitalen Transformation.

SAP entwickelte sich auch strukturell weiter. 2005 wurde SAP AG gegründet, und seit 2014 ist das Unternehmen als SAP SE (Societas Europaea) organisiert, was seine europäische Ausrichtung widerspiegelt. Heute ist SAP ein globaler Konzern mit Niederlassungen in 180 Ländern und über 111.961 Mitarbeitern (Stand 2024). Das Unternehmen betreibt 57 Rechenzentren in 32 Standorten in 15 Ländern und bedient rund 269 Millionen Cloud-Nutzer.


Die Gründer von SAP

Die fünf Gründer von SAP brachten unterschiedliche Stärken ein, die für den Erfolg des Unternehmens entscheidend waren:

  • Dietmar Hopp (*1940, Heidelberg, Deutschland): Hopp war maßgeblich an der technischen Entwicklung beteiligt und gilt als treibende Kraft hinter SAPs Wachstum. Nach seinem Rückzug aus dem operativen Geschäft 1998 widmete er sich philanthropischen Projekten, insbesondere in den Bereichen Sport und Gesundheit. Er ist heute einer der reichsten Deutschen und engagiert sich in der Hasso Plattner Foundation.
  • Hasso Plattner (*1944, Berlin, Deutschland): Plattner war der strategische Kopf von SAP und diente lange als Co-CEO. Er trieb die Entwicklung von SAP HANA voran und ist bekannt für seine Vision, Unternehmenssoftware zu revolutionieren. Plattner ist auch ein bedeutender Philanthrop und gründete das Hasso Plattner Institut für Digital Engineering in Potsdam.
  • Claus Wellenreuther (*1935, Mannheim, Deutschland): Wellenreuther spielte eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der ersten SAP-Systeme, verließ das Unternehmen jedoch früh aus gesundheitlichen Gründen. Über sein späteres Leben ist wenig bekannt, aber sein technischer Beitrag war entscheidend für SAPs Startphase.
  • Klaus Tschira (1940–2015, Heidelberg, Deutschland): Tschira war für die technische Architektur verantwortlich und später ein bedeutender Philanthrop. Nach seinem Rückzug 1998 gründete er die Klaus Tschira Stiftung, die Wissenschaft und Forschung fördert. Tschira starb 2015 und hinterließ ein bleibendes Vermächtnis.
  • Hans-Werner Hector (*1940, Deutschland): Hector war an der technischen Entwicklung beteiligt und trug zur Internationalisierung von SAP bei. Nach seinem Ausscheiden engagierte er sich in philanthropischen Projekten, insbesondere in der Bildung.

Die Gründer von SAP waren technisch versiert und visionär. Ihre Fähigkeit, die Bedürfnisse von Unternehmen zu verstehen und innovative Lösungen zu entwickeln, legte den Grundstein für SAPs Erfolgsgeschichte.


Wichtige Persönlichkeiten

Neben den Gründern haben mehrere Personen SAP geprägt:

  • Christian Klein (*1980, Deutschland) ist seit 2020 CEO von SAP und mit 44 Jahren der jüngste CEO eines DAX-Unternehmens. Klein hat SAP stärker auf Cloud-Computing und KI ausgerichtet und treibt die Transformation des Unternehmens voran.
  • Jennifer Morgan (*1971, USA) war 2019–2020 Co-CEO von SAP, die erste Frau in dieser Position. Morgan verließ das Unternehmen nach nur sechs Monaten, nachdem sie und Klein unterschiedliche strategische Visionen verfolgten. Sie ist heute bei der Investmentfirma Blackstone tätig.
  • Thomas Saueressig (*1985, Deutschland) ist Mitglied des Vorstands und seit 2024 für Customer Services & Delivery verantwortlich. Zuvor leitete er den Bereich Product Engineering und ist ein wichtiger Akteur in SAPs Innovationsstrategie.
  • Jürgen Müller (*1982, Deutschland) war bis 2024 Chief Technology Officer (CTO), trat jedoch nach Vorwürfen des Fehlverhaltens zurück. Müller war maßgeblich an der Entwicklung von SAP HANA und der Integration von KI beteiligt.

Die aktuelle Situation

Im Jahr 2025 ist SAP ein globaler Marktführer mit über 425.000 Kunden weltweit und einem klaren Fokus auf Cloud-basierte Lösungen und digitale Transformation. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, jedes Unternehmen in ein intelligentes, vernetztes und nachhaltiges Unternehmen zu verwandeln. SAP ist im DAX und im Euro Stoxx 50 gelistet und verfolgt eine aggressive Strategie in den Bereichen Cloud-Computing und Internet der Dinge (IoT). Bis Ende 2025 plant SAP, weitere 2 Milliarden Euro in IoT-Technologien zu investieren.

SAP steht jedoch vor Herausforderungen. 2024 gab es Unruhen im Vorstand: Scott Russell (Vertrieb) und Julia White (Marketing) verließen das Unternehmen, und Jürgen Müller trat nach einem Ermittlungsverfahren zurück. Zudem wurde SAP in Kontroversen verwickelt, etwa durch Vorwürfe der Industriespionage (Teradata, 2021) und fragwürdiger Forschungspraktiken an der Universität Mannheim (2024). Auch die Entscheidung der Deutschen Bank, 2024 ihre SAP-Software durch eine Cloud-Lösung von Oracle zu ersetzen, wurde als Rückschlag gewertet.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt SAP finanziell stark. Das Unternehmen bedient rund 269 Millionen Cloud-Nutzer und hat seine Position als Marktführer im ERP-Bereich gefestigt. SAPs Fokus auf Nachhaltigkeit zeigt sich in Initiativen wie der „Green Ledger“, einer Lösung zur Erfassung von CO2-Emissionen, die 2024 eingeführt wurde.


Wichtigste Produkte

SAP bietet ein breites Portfolio an Produkten, die alle Bereiche eines Unternehmens abdecken:

  • SAP S/4HANA: Die aktuelle Generation der ERP-Software, die 2015 eingeführt wurde. S/4HANA basiert auf der In-Memory-Datenbank SAP HANA und bietet Funktionen wie Finanzwesen, Logistik, Produktion und Vertrieb. Die Benutzeroberfläche Fiori sorgt für eine intuitive Bedienung, und die Software ist sowohl als On-Premise- als auch als Cloud-Lösung verfügbar.
  • SAP HANA: Eine In-Memory-Datenbank, die 2011 eingeführt wurde. HANA ermöglicht die Verarbeitung großer Datenmengen in Echtzeit und ist das Herzstück vieler SAP-Lösungen. Sie wird für Analysen, maschinelles Lernen und IoT-Anwendungen genutzt.
  • SAP Business Technology Platform (BTP): Eine Plattform, die Anwendungsentwicklung, Datenintegration, Analysen und KI kombiniert. BTP ist ein zentraler Bestandteil von SAPs „RISE with SAP“-Angebot, das Unternehmen bei der Transformation in die Cloud unterstützt.
  • SAP Business Suite: Eine Sammlung von Anwendungen wie SAP ERP, SAP Customer Relationship Management (CRM), SAP Supply Chain Management (SCM) und SAP Supplier Relationship Management (SRM). Diese Module decken alle Geschäftsprozesse ab, von der Buchhaltung bis zur Lieferkette.
  • SAP Business One und Business ByDesign: Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Business One bietet grundlegende ERP-Funktionen, während Business ByDesign eine Cloud-basierte Lösung für wachsende Unternehmen ist.
  • SAP Leonardo: Eingeführt 2017, ist Leonardo eine Suite von Technologien, die KI, maschinelles Lernen, IoT, Blockchain und Big Data integriert. Sie hilft Unternehmen, datengetriebene Entscheidungen zu treffen und ihre Prozesse zu optimieren.

SAP hat sich auch auf Branchenlösungen spezialisiert, etwa für den Finanzsektor (SAP for Banking), Einzelhandel oder Versorgungsunternehmen, die spezifische Funktionen für die jeweilige Branche bieten.


Bezug zu Künstlicher Intelligenz

SAP hat KI in den letzten Jahren zu einem zentralen Bestandteil seiner Strategie gemacht. Das Unternehmen nutzt KI, um Geschäftsprozesse intelligenter und effizienter zu gestalten. Ein Beispiel ist die Integration von KI in SAP S/4HANA, wo Funktionen wie prädiktive Analysen Unternehmen helfen, Nachfrageprognosen zu erstellen oder Wartungsbedarf vorherzusagen.

SAP Business AI, 2023 eingeführt, ist eine Suite von KI-Tools, die in verschiedene SAP-Produkte integriert ist. Sie umfasst:

  • Prädiktive Analysen: KI-gestützte Vorhersagen, etwa zur Optimierung von Lieferketten oder zur Identifikation von Betrugsrisiken.
  • Automatisierte Prozesse: KI hilft bei der Automatisierung von Routineaufgaben, etwa in der Buchhaltung oder im Kundenservice.
  • Generative KI: SAP experimentiert mit generativen KI-Modellen, etwa zur Erstellung von Berichten oder zur Unterstützung bei der Entscheidungsfindung.

SAP Leonardo spielt eine zentrale Rolle bei der Integration von KI, maschinellem Lernen und IoT. Beispielsweise nutzen Unternehmen Leonardo, um Sensordaten aus IoT-Geräten zu analysieren und so Produktionsprozesse zu optimieren. SAP hat auch Partnerschaften mit KI-Unternehmen wie Google Cloud geschlossen, um seine KI-Fähigkeiten zu erweitern.

Ein weiterer Fokus liegt auf verantwortungsvoller KI. SAP hat Richtlinien für ethische KI-Nutzung entwickelt, die Transparenz, Datenschutz und Fairness priorisieren. Kritiker bemängeln jedoch, dass SAP im Vergleich zu Konkurrenten wie Microsoft oder Google im KI-Bereich langsamer vorankommt, insbesondere bei generativer KI.


SAP hat sich in über 50 Jahren von einem kleinen Start-up zu einem globalen Marktführer entwickelt. Die Vision der Gründer, Geschäftsprozesse durch integrierte Software zu optimieren, hat die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten, nachhaltig verändert. Unter der Führung von Christian Klein setzt SAP auf Cloud-Computing, KI und Nachhaltigkeit, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Produkte wie SAP S/4HANA, SAP HANA und SAP Leonardo helfen Unternehmen weltweit, effizienter und intelligenter zu arbeiten. Trotz Herausforderungen bleibt SAP ein zentraler Akteur in der digitalen Transformation, der Unternehmen dabei unterstützt, die Chancen der modernen Technologie zu nutzen.

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