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Wie wir das sehen:
Im Laufe der Geschichte wurden neue Technologien oft mit Skepsis, Angst und manchmal absurden Argumenten konfrontiert. Diese reichten von irrationalen Befürchtungen über gesundheitliche Schäden bis hin zu moralischen oder gesellschaftlichen Panikreaktionen.
Immer wieder wurden und werden die absurdesten Argumente gegen neue Technologien, die im historischen Kontext vorgebracht. Hier nur ein kleiner Teil der Beispiele und warum diese Argumente oft übertrieben oder unbegründet waren.
Eisenbahn: „Zerstört die Gesundheit und den Verstand“
Zeitpunkt: 19. Jahrhundert (1830er-1840er Jahre)
Argumente:
Gesundheitliche Schäden durch Geschwindigkeit: Kritiker behaupteten, dass Geschwindigkeiten von über 30 km/h, wie sie bei frühen Eisenbahnen üblich waren, den menschlichen Körper schädigen könnten. Man fürchtete, dass die schnelle Bewegung das Gehirn erschüttere, die Augen schädige oder sogar zu Atemproblemen führe, da der Körper nicht für solche Geschwindigkeiten ausgelegt sei.
Moralische Gefahren: Einige argumentierten, dass Eisenbahnen die Gesellschaft destabilisieren würden, da sie Menschen zu schnell von Ort zu Ort brächten, was zu moralischem Verfall oder unkontrollierter Mobilität führen könne. Frauen, so hieß es, könnten durch die Erschütterungen hysterisch werden.
Gefahr für die Natur: Landbesitzer befürchteten, dass der Lärm und Rauch der Lokomotiven Vieh in Panik versetzen und die Ernte schädigen würde.
Realität: Diese Ängste waren größtenteils unbegründet. Der menschliche Körper passte sich problemlos an die Geschwindigkeiten an, und Eisenbahnen förderten die Industrialisierung sowie den Handel. Die Befürchtung, dass Tiere oder Ernten massiv geschädigt würden, erwies sich als übertrieben, da die Auswirkungen minimal waren.
Telefon: „Fördert unmoralisches Verhalten“
Zeitpunkt: Spätes 19. Jahrhundert (1870er-1880er Jahre)
Argumente:
Privatsphäre und Sittenverfall: Kritiker sahen im Telefon eine Bedrohung für die Privatsphäre, da es Fremden ermöglichte, direkt in die Häuser von Menschen „einzudringen“. Es wurde befürchtet, dass Frauen heimlich mit Männern sprechen könnten, was als unsittlich galt.
Gesundheitsgefahren durch Elektrizität: Manche behaupteten, dass die elektromagnetischen Wellen des Telefons Krankheiten wie Kopfschmerzen oder Nervosität verursachen könnten.
Soziale Isolation: Paradoxerweise wurde argumentiert, dass Telefone die Menschen von persönlichen Kontakten entfremden würden, da sie weniger Briefe schreiben oder sich treffen müssten.
Realität: Telefone revolutionierten die Kommunikation, förderten soziale Verbindungen und hatten keine nachweisbaren gesundheitlichen Schäden. Die moralischen Bedenken waren Ausdruck der damaligen konservativen Gesellschaftsnormen, die sich mit der Zeit an die neue Technologie anpassten.
Elektrizität: „Teufelswerk und Lebensgefahr“
Zeitpunkt: Spätes 19. bis frühes 20. Jahrhundert
Argumente:
Gefahr für Leib und Seele: Elektrizität wurde als mysteriöse und gefährliche Kraft angesehen, die Brände, Todesfälle oder sogar den Zorn Gottes heraufbeschwören könnte. Religiöse Gruppen sahen sie als Eingriff in die natürliche Ordnung.
Gesundheitsrisiken: Man glaubte, dass elektrisches Licht die Augen schädigen oder Schlaflosigkeit verursachen könnte, da es die natürlichen Tagesrhythmen störe.
Wirtschaftliche Bedenken: Kerzen- und Gaslampenhersteller warnten, dass Elektrizität ganze Industrien zerstören würde.
Realität: Elektrizität wurde zur Grundlage der modernen Gesellschaft, verbesserte die Lebensqualität und Sicherheit (z. B. durch bessere Beleuchtung) und führte zu technologischen Innovationen. Gesundheitliche Schäden durch elektrisches Licht konnten nicht nachgewiesen werden.
Automobile: „Bedrohung für die öffentliche Ordnung“
Zeitpunkt: Frühes 20. Jahrhundert (1890er-1910er Jahre)
Argumente:
Gefährliche Geschwindigkeiten: Kritiker argumentierten, dass Autos mit Geschwindigkeiten von 20-30 km/h Fußgänger und Pferdekutscher gefährden würden. In Großbritannien wurde das „Red Flag Act“ von 1865 eingeführt, das vorschrieb, dass Autos nur mit einem Fußgänger voraus fahren durften, der eine rote Fahne schwenkte.
Umweltzerstörung: Man befürchtete, dass Autos die Luft verschmutzen und die Straßen unpassierbar machen würden, da sie Staub aufwirbelten.
Soziale Ungleichheit: Autos wurden als Spielzeug der Reichen angesehen, das die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößern würde.
Realität: Autos verbesserten die Mobilität, förderten die wirtschaftliche Entwicklung und wurden mit der Massenproduktion (z. B. Ford Model T) erschwinglich. Sicherheitsmaßnahmen wie Verkehrsregeln und Ampeln lösten die anfänglichen Probleme.
Fernsehen: „Zerstört das Gehirn und die Moral“
Zeitpunkt: 1940er-1950er Jahre
Argumente:
Gefahr für Kinder: Kritiker warnten, dass Fernsehen Kinder „verdummen“ und zu passivem Konsum anstelle von Lesen oder kreativem Spiel führen würde.
Moralischer Verfall: Religiöse und konservative Gruppen sahen im Fernsehen eine Plattform für unmoralische Inhalte, die die traditionellen Werte untergraben würde.
Gesundheitsrisiken: Es wurde behauptet, dass stundenlanges Fernsehen die Augen schädigen oder zu „Fernsehsucht“ führen könnte.
Realität: Fernsehen wurde zu einem zentralen Medium für Information und Unterhaltung. Studien zeigten, dass moderate Nutzung keine signifikanten gesundheitlichen Schäden verursacht, und Bildungsprogramme wie „Sesamstraße“ bewiesen den pädagogischen Nutzen.
Computer und Internet: „Fördern Isolation und Kriminalität“
Zeitpunkt: 1980er-1990er Jahre
Argumente:
Soziale Isolation: Kritiker befürchteten, dass Computer und das Internet Menschen von realen sozialen Interaktionen abhalten und zu einer „digitalen Einsamkeit“ führen würden.
Kriminalität und Hacker: Das Internet wurde als gefährlicher Raum angesehen, in dem Hacker, Betrüger und Kriminelle unkontrolliert agieren könnten.
Gefahr für die Jugend: Es wurde argumentiert, dass der Zugang zu unregulierten Inhalten Jugendliche zu Gewalt oder unangemessenen Verhaltensweisen verleiten könnte.
Realität: Das Internet hat die globale Kommunikation, den Wissenszugang und die wirtschaftliche Innovation revolutioniert. Sicherheitsmaßnahmen wie Firewalls und Jugendschutzfilter haben viele Bedenken adressiert, und soziale Netzwerke fördern neue Formen der Vernetzung.
Künstliche Intelligenz: „Macht Menschen überflüssig und bedroht die Menschheit“
Zeitpunkt: 2010er Jahre bis heute
Argumente:
Jobverlust: Kritiker behaupten, dass KI ganze Berufszweige wie Fahrer, Übersetzer oder sogar Kreativberufe wie Künstler und Autoren überflüssig machen würde.
Existenzielle Bedrohung: Einige, darunter prominente Persönlichkeiten wie Elon Musk, warnten, dass KI eine „Terminator“-ähnliche Apokalypse auslösen könnte, indem sie die Kontrolle übernimmt.
Verlust der menschlichen Kreativität: Es wurde argumentiert, dass KI-generierte Inhalte die menschliche Kreativität untergraben und zu einer „kulturellen Verarmung“ führen würden.
Realität: KI hat in vielen Bereichen die Produktivität gesteigert (z. B. in der Medizin, Logistik und Forschung) und neue Berufsfelder geschaffen (z. B. KI-Entwickler). Existenzielle Risiken bleiben spekulativ, da aktuelle KI-Systeme keine Eigenintelligenz besitzen. Ethische Richtlinien und Regulierungen, wie der EU AI Act, adressieren potenzielle Risiken.
Warum diese Argumente absurd wirken
Die oben genannten Argumente erscheinen aus heutiger Sicht oft absurd, weil sie auf folgenden Mustern basieren:
Angst vor dem Unbekannten: Neue Technologien wurden oft als mysteriös und unkontrollierbar wahrgenommen, was zu übertriebenen Ängsten führte.
Konservative Werte: Viele Bedenken spiegelten den Wunsch wider, traditionelle Lebensweisen zu bewahren, und sahen Veränderungen als Bedrohung für die gesellschaftliche Ordnung.
Mangelndes Verständnis: Technologisches Unwissen führte zu spekulativen Ängsten, z. B. über gesundheitliche Schäden, die wissenschaftlich nicht haltbar waren.
Interessenkonflikte: Bestehende Industrien (z. B. Kerzenhersteller, Pferdekutscher) sahen ihre Existenz bedroht und schürten Ängste, um den Fortschritt zu bremsen.
Neue Technologien wurden schon immer, mit absurden und übertriebenen Ängsten konfrontiert . Von der Eisenbahn über das Telefon bis zur KI wurden Technologien als gefährlich, unmoralisch oder gesundheitsschädlich verteufelt, nur um später als unverzichtbar anerkannt zu werden.
Wer kennt die Geschichte nicht über den „krankmachenden Mobilfunkmast“ über den sich Menschen beklagten und gesundheitliche Beeinträchtigungen berichteten?
Und das obwohl der Funkmast noch garnicht in Betrieb war…
Diese Muster verdeutlichen die Bedeutung von Aufklärung und Anpassung, um die Vorteile neuer Technologien zu nutzen, ohne sich von irrationalen Ängsten leiten zu lassen.
Heute, im Zeitalter der KI, ist es wichtig, aus der Geschichte zu lernen und einen ausgewogenen Ansatz zwischen Innovation und Verantwortung zu finden.
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