Microsoft Copilot im Schatten von ChatGPT: Unternehmen kämpft mit Akzeptanzproblemen

Microsoft steht vor einer unerwarteten Herausforderung: Trotz intensiver Vermarktung und tiefgehender Integration in die eigene Produktpalette gelingt es dem Unternehmen bislang nicht, Copilot als bevorzugtes KI-Tool in Unternehmen zu etablieren. Viele Beschäftigte ziehen stattdessen ChatGPT vor – ein Trend, der sich trotz großer Investitionen und bestehender Kundenbeziehungen von Microsoft abzeichnet.

Nutzergewohnheiten und First-Mover-Effekt

Ein zentraler Grund für die schleppende Akzeptanz von Copilot ist der sogenannte First-Mover-Effekt. ChatGPT war deutlich früher auf dem Markt und hat sich im privaten wie beruflichen Alltag vieler Nutzer etabliert. Mitarbeitende, die ChatGPT bereits zuhause oder im Studium genutzt haben, bringen diese Präferenz mit ins Unternehmen. Selbst bei Großkunden wie Amgen, die Copilot-Lizenzen für 20.000 Mitarbeitende erworben haben, bleibt die Nutzung gering, weil Beschäftigte weiterhin auf ChatGPT zurückgreifen.

Funktionsumfang und Integration: Ähnliche Angebote, unterschiedliche Wahrnehmung

Sowohl Copilot als auch ChatGPT bieten vergleichbare Funktionen wie Zusammenfassungen, E-Mail-Entwürfe, Datenanalysen und Bildgenerierung. Copilot punktet mit tiefer Integration in Microsoft-365-Anwendungen wie Word, Excel und Outlook, was insbesondere für Unternehmen mit starker Microsoft-Ausrichtung Vorteile bietet. ChatGPT hingegen überzeugt durch Plattformunabhängigkeit und flexible Anbindung an Drittanwendungen – ein Aspekt, der für viele Nutzer im zunehmend heterogenen Software-Ökosystem entscheidend ist.

Lizenzkosten und ROI-Fragen

Ein weiterer Hemmschuh ist das Preismodell: Copilot kostet zusätzlich zur bestehenden Microsoft-365-Lizenz rund 30 US-Dollar pro Nutzer und Monat. Viele Unternehmen zögern angesichts unklarer Nutzung und des schwer messbaren Mehrwerts, in großem Umfang zu investieren. Selbst nach Lizenzkauf bleibt die tatsächliche Nutzung oft hinter den Erwartungen zurück, was Fragen nach dem Return on Investment aufwirft.

Adoptionshürden: Schulung, Awareness und Use Cases

Neben Kosten spielen auch organisatorische Faktoren eine Rolle. Viele Mitarbeitende wissen schlicht nicht, dass sie Copilot nutzen können, oder sind unsicher im Umgang mit der neuen Technologie. Fehlende Schulungen und unklare Anwendungsfälle führen dazu, dass das Tool häufig ungenutzt bleibt. Zudem sind die Anforderungen an „Prompt Engineering“ – also das gezielte Formulieren von Eingaben – für viele Nutzer eine Einstiegshürde.

Marktdynamik: Zahlen und Ausblick

Die Zahlen verdeutlichen die aktuelle Marktdynamik: Während ChatGPT im Juni 2025 rund 800 Millionen wöchentliche Nutzer und drei Millionen zahlende Geschäftskunden zählt, stagniert Copilot seit einem Jahr bei etwa 20 Millionen wöchentlichen Nutzern. Microsofts Hoffnung, die langjährige Dominanz im Unternehmensumfeld auf KI-Anwendungen zu übertragen, erfüllt sich bislang nicht. Selbst bei Großkunden wie Volkswagen, Accenture und Barclays müssen Unternehmen aktiv dafür werben, dass Mitarbeitende Copilot tatsächlich nutzen.

Microsofts Copilot steht trotz technischer Stärken und tiefer Integration vor der Herausforderung, gegen die etablierte Nutzerbasis und das flexible Ökosystem von ChatGPT zu bestehen. Für Unternehmen bedeutet das: Die Einführung neuer KI-Tools erfordert nicht nur technische, sondern vor allem organisatorische und kulturelle Maßnahmen. Entscheidend ist, Mitarbeitende frühzeitig einzubinden, den Mehrwert klar zu kommunizieren und gezielte Schulungen anzubieten, um die Akzeptanz neuer Technologien nachhaltig zu steigern.

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